Papa.“ „Ja Sternchen.“ „Wollen wir in den Zoo gehen?“ „Ach!“ „Immer wenn ich in den Zoo gehen möchte, verziehst du so das Gesicht. Was hast du nur gegen den Zoo? Dort ist es doch wunderschön.“ „Komm, setz dich. Ich erzähle dir eine Geschichte. Vor einigen Jahren hatte ich einen Traum. Ich träumte, dass ich von Außerirdischen entführt und auf deren Heimatplanet ausgestellt wurde. Sie brachten mich in einen Glaskäfig und Tag und Nacht beobachteten sie mich. Es war furchtbar. Es gab in diesem Käfig keinen Ort, an dem ich mich hätte zurückziehen können. Von allen Seiten wurde ich begafft. Sie schauten mich Teils ängstlich Teils belustigt aus ihren vier Augen an, und unterhielten sich dann in ihrer Sprache über dieses hässliche, lustige Wesen aus einer anderen Welt.“ „Sie hatten vier Augen?“ „Ja. Eins links, eins rechts und ein Auge in der Mitte. Das vierte Auge trugen sie in ihrer Hand. Sie standen dort vor meinem Käfig und schwenkten ihre ausgestreckten Hände nach links und rechts um mich bestmöglichst sehen zu können. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und rannte an das Glas meines Käfigs. Ich schlug mit all meiner Kraft dagegen und schrie, dass sie mich freilassen sollten. Dann weckte mich deine Mama und meinte, dass ich wohl einen schlechten Traum gehabt habe.“ „Das kann man wohl sagen, Papa.“ „Hm! Soll ich dir erzählen, was dieser Traum zu bedeuten hatte, meine Kleine?“ „Ja klar!“ „Als ich etwa sechs Jahr alt war, hat mich meine Mama mit in den Zoo genommen. Gleich hinter dem Eingang befand sich das Eisbärengehege. Der Eisbär war wunderschön, groß, und hatte ein schneeweißes Fell. Er lief fünf Schritte, streckte den Kopf, drehte sich und ging abermals fünf Schritte…….Kopf gestreckt und wieder zurück. Immer wieder. Ich fragte meine Mama warum der Eisbär das macht. Sie konnte mir keine Antwort geben. Etwa zehn Jahre später habe ich mit meiner Schulklasse den Zoo besucht. Da war wieder ein Eisbär, der genau das gleiche Verhalten zeigte, wie mein alter Eisbär. Ich ging zum Informationsschild, in der Hoffnung, etwas über dieses Verhalten erfahren zu können. Dort stand nichts über dieses Verhalten, aber ich las, dass es der gleiche Eisbär war, den ich schon damals gesehen hatte. Zwei Jahre vor meinem ersten Besuch hatte ihn der Zoo geschenkt bekommen. Fünf Schritte, Kopf strecken und zurück…Meine Klassenkameraden drängten mich zum weitergehen. Gerade als ich gehen wollte, sah ich es. Der Eisbär war schon so lange immer den gleichen Weg in seinem Gehege gegangen, dass sich seine Spuren in den Stein gedrückt hatten. Ich ging zurück und fing zu weinen an.“ „Papa!“ „Ja, mein Sternchen.“ „Wollen wir in den Wald gehen? Wenn wir Glück haben, sehen wir ein Reh.“ „Das ist eine gute Idee.“
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_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Sa 3. Mai 2003, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
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