Du! Auf meiner Weiterreise durchs japanische Reich begab ich mich auf die Suche nach dem äußerst seltenen nipponischen Gonepteryx rhamni. Im Gegensatz zum europäischen Zitronenfalter, faltet der Nipponesische tatsächlich Zitronen. Um dies zu untersuchen und zu beweisen, begab ich mich nach Kyūshū, die einzige der japanischen Inseln, die ein suptropisches Klima aufweist, welches für die Zitrone überlebenswichtig ist. Dort fand ich schon nach kurzer Zeit den ersten Hinweis auf das Wirken des Falters. Eine auf dem Boden liegende gefaltete Zitronenschale. Die zeigte ich dem renommierten Schmetterlingsforscher 蝶 想像,der an der Universiät von Fukuoka auf dem Gebiet Lepidopterologie unterrichtet. Ja, sagte 蝶 想像, hierbei handelt es sich eindeutig um das Produkt eines Gonepteryx rhamni. Wobei, wie sie sehen, es sich weniger um ein Falten, sondern mehr um ein Fächern handelt. Früher ging man ja einmal davon aus, dass der Zitronenfalter lediglich die Zitrone schält, um an deren Inhalt zu kommen, welche als Grundnahrungsmittel des Falters galt und im Laufe der Zeit seine gelbe Färbung hervorrief. Heute dagegen beweisen gerade meine Forschungen etwas ganz anderes. Der Gonepteryx rhamni ernährt sich zwar vom Inhalt der Zitrone doch sorgt er durch sein Tun auch für den Fortbestand der Art, indem er die Schale zu einer Blüte faltet oder wie ich sage 'fächert', welche sich auf dem Boden liegend mit dem Erdreich verwurzelt, um neue Zitronenbäume entstehen zu lassen. So ist ein immerwährender Kreislauf gewährleistet. Die Frage, die daraus entsteht, ist: Was war zuerst da, Zitrone oder Falter? Dieser Frage gehen meine Studenten und ich derzeit nach. Noch steht eine eindeutige Antwort aus, doch es gibt erste Hinweise, dass beide gleichzeitig in unterschiedlichen Dimensionen entstanden sein könnten. Aus einem kausalisch bedingtem Multiversum, wenn sie so wollen. Waren Ursache und Wirkung erst einmal da, mussten sich beide die Frage ums Überleben in dieser Welt stellen. Und wie sie sehen, kann die Natur solche Fragen auf gar wundersame Weise beantworten. Mit dem Wissen 蝶 想像im geistigen Gepäck, machte ich mich auf die Suche nach einem Exemplar des seltenen Falters. Und nach einigen Tagen wurde ich belohnt. Vor mir auf dem Boden saß ein Gonepteryx rhamni, gerade mit dem Falten/Fächern einer Zitrone beschäftigt. Stundenlang gab er sich dem Formen der Blüte hin. Nachdem seine Arbeit beendet war, entschwand er mit flotten Schlägen seiner gelben Flügel. Nun hatte ich natürlich keine Zeit, dem Wunder bis zu seiner Vollendung beizuwohnen, doch bin ich mir absolut sicher, dass die Worte des Lepidologen 蝶 想像der Wahrheit entspringen. Ich musste weiter, denn noch warteten weitere nipponesische Wunder darauf von mir entdeckt zu werden.
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
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