»Sport« - was bedeutet das eigentlich?
Fußball, die schönste Nebensache der Welt scheint gerade die Hauptsache der Welt sein. Fußball, der Sport schlechthin. Aber mal nachgefragt: „Sport“, was ist das Wort eigentlich, „der Spocht“? Ist bei uns ein Fremdwort. Aus England zu uns gekommen, wie der Fußball: von »sports«. Und wenn man da weiter nachschaut, kommt man drauf, dass das vom Lateinischen kommt: „deportare“. Und das hieße also: wegtragen, wegschaffen. Und was soll da weggetragen werden? Es waren die Franzosen, die ursprünglich diesen Ausdruck geschaffen haben: »se deportare«. Wörtlich also sich wegtragen: „desport“. Beim bekannten spanischen Fußballclub (Meister und Pokalsieger) »Deportivo La Coruña«, da hört man noch das Original des Wortes. Nicht etwas, sondern sich: Se deportare: Sich wegtragen, sich wegtragen lassen – und zwar von den drückenden Sorgen und Niederungen des alltäglichen Lebens. „Sich wegtragen lassen“ im Sinne von sich unterhalten lassen, sich vergnügen, sich zerstreuen. Was für eine schöne Erklärung für den Sinn des Sports! Welche Leichtigkeit! Ronaldinho lässt grüßen! Und ist da nicht alles Schöne drin: die Bewegungskunst, überhaupt die Lust an der Bewegung! Der Wunsch, seinen Körper zu spüren und zu erfahren! Das elegante Spielen, das geregelte, faire Kräftemessen. Die Lust am Wettbewerb. Von all dem sich einfach wegtragen lassen. Auch gemeinsam in einer Mannschaft: als Teil eines Team Spielzüge mit aufbauen, wie so eine Abseitsfalle im richtigen Moment, ohne Kommandoruf, einfach intuitiv. Sport als Unterhaltung, Vergnügen und Zerstreuung: Den Alltag mit seinen Zwängen und Sorgen für einen Moment vergessen können, denn alles ist offen – weil ja zunächst niemand den Ausgang eines Spiels mit der Kugel kennt. Gewiss, Sport hat auch seine üblen, hässlichen Seiten. Weiß jeder. Aber von seiner Grundbedeutung des Wortes Sport her ist er doch herrlich! Sport gehört zum Menschen. »Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,« hat Schiller es mal ausgedrückt, »und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« (Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 15. Brief)
Pfarrer Roland Spur, Esslingen Evangelische Kirche
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
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